Garnnahrung
"lm Wuppertal beschäftigten
sich viele mit dem leinernen Garn. Es wird in Hessen, in Braunschweig, Hannover,
Hildesheim, Osnabrück und Schlesien aufgekauft. Weil das Garn nicht von gleicher
Feinheit und Gute ist, wird es, ehe es auf die Bleiche kommt, erst aussortiert
und in Strängen zusammengebunden. Ist das Garn so eingeteilt, wird es gekocht,
ausgewaschen, gebräucht (das heißt: mit Lauge übergossen) und auf Bleicherstöcke
gezogen, die von den Bleichern auf dem Nacken zur Bleiche getragen werden. Dort
wird das Garn ausgelegt. Es wird mit gekrümmten, hölzernen Schaufeln, die ,Güte’
heißen und womit sich das Wasser sehr weit werfen läßt, begossen. Oft wird das
Garn umgewendet, von Zeit zu Zeit wieder gebraucht, und in etwa einem
Vierteljahr ist das Garn nun blütenweiß. Das gebleichte Garn wird in einem
kleinen Fachwerkhaus, Garnkasten genannt, aufbewahrt und meist im Wuppertal und
im Bergischen Land verarbeitet oder verkauft. Viel gebleichtes Garn geht auch
nach Flandern, Holland, England, Frankreich, in die Schweiz und nach Frankfurt
am Main. Die Kaufleute, die mit gebleichtem Garn handeln' müssen jährlich
dorthin reisen."
(Aus einem Bericht von 1789.
Zit. nach Gunther Voigt: Damals in Wuppertal. Wuppertal 1988)
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